Interview mit Cunneyt über seine Arbeit als schwuler schamanischer Heiler (July 2013, Interview in English further below)
Was ist die Essenz Deiner Arbeit als Heiler?
Wenn ich nur das Wesentliche sagen würde: Es ist die Liebe mit all ihren Erscheinungsformen, die wir als menschliche Wesen in unserem Herzen tragen. Dies beinhaltet für mich einen Weg nach unten in die Erde zu gehen, zu unseren Wurzeln, um Teile von uns zu integrieren, denen wir bisher nicht wirklich erlaubt haben zu leben oder das Tageslicht zu sehen.
Für mich ist Spiritualität stark damit verbunden, in den Körper zu kommen, anzukommen im Hier und Jetzt, ins Jahr 2013. Dies erfordert, dass wir in unser Herz kommen und wieder mit unserer inneren Natur und der Natur, die uns umgibt, verbunden sind.
Aber für mich gibt es nicht nur diesen wesentlichen Punkt in meiner Arbeit, sie hat viele Gesichter. Sie ist eine Kunst und erfordert Aufmerksamkeit. Mit verschiedenen Arten von Techniken können wir das Bewusstsein verändern, durch Transformation können wir uns verändern und wir können uns der Natur wieder anschließen.
Es gibt ein schönes Zitat: wenn Musik oder Kunst, uns im Herzen berührt, können wir dies Heilung nennen. Und wenn ein Heiler in seine Arbeit tiefer geht und Prägungen und Vorurteile außen vor lässt, können wir damit Schamanismus beschreiben. Insofern sehe ich Heilung als Kunst an. Ich möchte mich nicht als Schamane bezeichnen, es ist zu einschränkend, aber viele Menschen bezeichnen mich so.
Welche Techniken setzt Du ein?
Ich versuche, über Konzepte und Techniken hinauszugehen, ich versuche Cünneyt zu sein. Ich kann Dir über schamanische Techniken, und den Coaching- Weg erzählen, aber ich finde es ein bisschen langweilig. Die eigentliche Technik ist es, in der Gegenwart zu bleiben, nicht in die Konzepte zu gehen ... Ich fühle für mich nicht die Notwendigkeit, mich auf bestimmte Techniken zu beschränken, denn Heilung ist kein künstliches Gebilde.
Wie bringst Du Dein schwules Leben mit dem schamanistischen Lebensweg zusammen? Es ist einfach passiert: Ich bin homosexuell und ich fühle mich sehr zu Hause auf dem schamanischen Weg. Ich ging durch einen inneren Prozess, um mit dem, was ich bin, in Frieden zu sein. Von meiner frühen Jugend an wusste ich, dass ich schwule Bedürfnisse habe. Als ich in der Schule war, habe ich schon bewusst Energiefelder wahr genommen. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, was zuerst da war. Ich begann mit spiritueller Energiearbeit - Reiki und Prana. Ich entdeckte, dass viele Dinge, die ich ohnehin erlebte, einen Namen hatten.
Dann ging ich zu meiner ersten Schwitzhütte in die Schweiz und ich fühlte mich sehr zu Hause. Dort fand ich einen Namen für das, was ich tat. Ich kam von einem Punk-Hintergrund, die Schwitzhütte brachte eine große Veränderung. Initiationen in das Heilwesen haben sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert, und wir erleben es auch jedes Mal anders.
Gibt es in Deiner Arbeit einen Unterschied zwischen den schwulen und den hetero-Gruppen?
Ja. Zunächst einmal ist es anders, nur mit Männern in einem Kreis zu sitzen und die männliche Energie zu fühlen. Und wir teilen eine zweite gemeinsame Sache, wir sitzen alle näher zusammen und haben vor körperlicher Begegnung keine Angst. Die Berührungen sind anders. Manchmal habe ich vier Wochenen- den in einer gemischten Gruppe gebraucht, um an den Punkt zu kommen, den ich an einem einzigen Tag in einer schwulen Gruppe schaffe. Wir haben eine andere Einstellung zum Körper-Kontakt und zum Austausch.
Die Erfahrung eines Teilnehmers beim letzten Workshop in Berlin: \"Ich hatte noch nie so etwas getan hatte, also war ich am Anfang ein wenig skeptisch. Aber Cünneyt hatte so ein schönes Plätzchen geschaffen, dass ich gar nicht anders konnte, als mich zu öffnen und alles zu erleben. Sein Gesang und Trommeln bringen mich und die anderen in unerforschte Bereiche der Seele. Ich entdeckte mein Kraftsymbol und ein Krafttier. Es klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber sie haben mir so viel geholfen. Immer dann, wenn ich in einer schwierigen Situation bin, erinnere ich mich an sie. \"
Eine letzte Botschaft für unsere Leser? Lasst uns unsere Herzen zu erobern.